Spirituelle Sterbebegleitung Raum Oldenburg

Wie das Wort bereits besagt, bedeutet es, Sterbende auf ihrem Weg vom Leben in den Tod begleiten. Denn Sterben ist ein Übergang, der Prozess vom Leben zum Tod.

Spirituelle Sterbebegleitung sollte nicht mit dem Begriff Sterbehilfe verwechselt werden. Sterbehilfe versucht, Bedingungen zu schaffen, die den Tod erleichtern bzw. das Leben verkürzen, während spirituelle Sterbebegleitung davon ausgeht, dass Sterbende ganz von selbst sterben und für diesen natürlichen Übergang keine körperliche Hilfe benötigen.

Sterben ist doch ein natürlicher biologischer Prozess, den jedes Lebewesen durchläuft und der nie misslingt, sondern regelmäßig gelingt.

Doch bleiben viele Fragen offen.
Ist Sterben nur ein körperlicher Prozess?
Was ist mit den Bereichen, die „Geist“ sind, Bewusstsein?
Unterliegen sie denselben vergänglichen Prinzipien wie der Körper?
Wenn das Gehirn aufhört, zu funktionieren, stirbt dann auch Geist?

Spirituelle Sterbebegleitung nennt sich aus diesem Grunde spirituell, weil sie genau an dieser Nahtstelle ansetzt. Sie will den Sterbenden geistig begleiten.

Die körperliche Begleitung wird durch Ärzte, Pfleger*innen und Palliativ-Fachkräfte gewährleistet. Doch die geistige Begleitung des Abschieds, der Trauer, der noch offenen Fragen und Ängste wird eher ungenügend behandelt, bzw. nur mäßig Aufmerksamkeit geschenkt. Die Pflegekräfte haben nicht ausreichend Zeit und sind dafür nicht ausreichend geschult. Es sind zwar Seelsorger zuständig, die ihre religiöse Anbindung haben, oder es gibt Psychoonkologen die wiederum Schulpsychologisch handeln. Doch kommen diese vielleicht nur ein bis zweimal die Woche und es fehlt oft eine religionsübergreifende Spiritualität.

Spirituelle Sterbebegleitung ist nicht religiös gebunden. Sie geht zwar von klar erkennbaren Voraussetzungen aus, aber sie schwingt mit den spirituellen Grundlagen des Sterbenden mit.

Der Sterbende hat Fragen

Was werde ich bei meinem Ende fühlen? Wird es danach weitergehen? Welche Vorstellungen habe ich von einem Danach?

Spirituelle Sterbebegleitung richtet sich auf diese Fragen ein und versucht, dem Sterbenden Antwort, Halt, Vertrauen und vielleicht auch Gewissheit zu geben.
Das geschieht sicherlich nicht oder selten in logischen Diskussionen.

Es findet viel eher auf einer nonverbalen Ebene statt. Der Sterbende erfährt Verständnis für seine Ängste und Fragen auf einer tieferen Ebene und muss nicht das Gefühl haben,  damit allein zu sein.

Der spirituelle Sterbebegleiter hat gelernt, eine emphatische Beziehung zum Sterbenden aufzubauen. In dieser wird der spirituelle Bezug erarbeitet, sei es auch mit Hilfe von Hinweisen durch die Angehörigen oder durch eine vorliegende Patientenverfügung.

Spirituelle Sterbebegleitung geht also davon aus, dass ein Sterbender geistig- spirituelle Unterstützung braucht. Er braucht sie, weil er in unserer Kultur das Sterben nicht gelernt hat. In seltenen Fällen sind Sterbende tatsächlich auf das Ausmaß des Todes vorbereitet.
Daher erscheint spirituelle Sterbebegleitung wichtig, nötig, ja not- wendend.

Sterben lernen

Sterben ist ein Prozess der allmählichen Auflösung in insgesamt acht Stufen. Am Ende löst sich das Bewusstsein aus dem Körper und beginnt eine außerkörperliche Erfahrung zu machen.

Diese kann außerordentlich tiefgründig, transformierend und friedvoll sein. Sie kann aber auch „verunglücken“; dann beginnt eine „Reise“ in die Ängste und Schrecken, die im Leben auf tiefe Schichten des Bewusstseins verdrängt wurden und sich nun aus diesem Bewusstseins-Grund lösen.

Darauf müsste ein Sterbender vorbereitet sein, im Grunde schon während seines Lebens die Auflösungen von Traumen und Ängsten geleistet haben.
In den meisten Fällen ist dies nicht geschehen.

Daher ist die Begleitung einer spirituellen Sterbebegleitung not-wendend. Sie kann helfen, diese Ängste aufzulösen und einen friedlichen Übergang zu schaffen, eine friedliche Auflösung in das große Ganze, die sogenannte „Einheit“ zu erfahren.

Aus all dem wird klar geworden sein, dass eine spirituelle Sterbebegleitung eine fachlich qualifizierte Person voraussetzt, die den Sterbeprozess vor seinem Beginn, während des Sterbens und auch danach unterstützen kann.

Im Raum Oldenburg wird eine solche Qualifizierung zur spirituellen Sterbebegleitung angeboten.

Voraussetzung ist die eigene Auseinandersetzung mit Angst, Sterben und Tod im Rahmen von sechs Modulen theoretischen Studiums und einer einwöchigen „Sterbe-Klausur“ als Selbsterfahrung.

 

Dieses Angebot wird vom Verein Mit-Sein e.V. ab Herbst 2021 veranstaltet.

Geleitet wird es von Andrea Sariya Jensen, die in langjähriger Hospiz-Erfahrung und fünfzehnjähriger Ausbildung und Assistenztätigkeit an der Schule für Tibetische Heilkunst sich tiefgehend mit dem Tod auseinandergesetzt hat, sowie von
Dr. Phil. Ute Hanf-Dressler, die diese Schule seit 25 Jahren leitet und zudem eine psychotherapeutische Heilpraxis führt.